In einer ehemaligen Logistik- und Produktionshalle im Kreis Ortenau wurde ein Ausbildungszentrum für technische Berufe realisiert. Angehende Elektroniker,
Industriemechaniker und Mechatroniker finden hier eine moderne Lernumgebung, die bestehende Gebäudestrukturen neu interpretiert und in ein
offenes, inspirierendes Raumkonzept überführt – funktional, zeitgemäß und attraktiv für die junge Generation.
Unsere Aufgabe bestand darin, ein umfassendes Gestaltungskonzept zu entwickeln und den geplanten Räumen eine prägnante Atmosphäre und Identität
zu verleihen. Es ging darum, dem Ort ein Gesicht zu geben und eine Umgebung zu schaffen, die sowohl die funktionalen Anforderungen als auch die
Bedürfnisse der Auszubildenden in den Mittelpunkt stellt.
UMBAU UND RAUMSTRUKTUR
Im Rahmen des Umbaus wurde die große, offene Halle des Gebäudes grundlegend umgestaltet. Eine zweite Ebene wurde eingezogen, um den verfügbaren Raum optimal zu nutzen. Die Fassade zur Straßenseite wurde großzügig geöffnet, um mehr Tageslicht in die Räume zu lassen und Transparenz nach außen zu schaffen.
Das Herzstück der neuen Ausbildungsstätte bildet eine großflächige Werkstatt, die von der umlaufenden Empore auf der zweiten Ebene aus gut einsehbar ist. Umliegend sind auf beiden Ebenen Schulungs- und Projekträume, Labore sowie Sozialräume angeordnet. Diese Raumstruktur fördert eine offene und kooperative Arbeitsatmosphäre und bietet vielseitige Nutzungsmöglichkeiten für Lern- und Praxisphasen.
GESTALTUNGSKONZEPT
Die Architektur gibt dem neuen Koehler Group Campus in Willstätt eine klare Struktur, die durch das Farb- und Materialkonzept gezielt verstärkt wurde. Farben dienen dabei nicht nur als gestalterisches Element, sondern übernehmen eine zentrale funktionale Rolle: Sie strukturieren den offenen Raum, fördern die Orientierung und tragen zur intuitiven Wegeführung bei.
Der Eingangsbereich sowie die drei vertikalen Erschließungen (Aufgänge) wurden in eine markante rote Farbhülle gefasst. Diese visuelle Akzentuierung hilft, den offenen Raum zu gliedern, Orientierungspunkte zu schaffen und zugleich einen dynamischen, kraftvollen Kontrast zur industriellen Architektur zu setzen.
Die Bodenbeschichtung in der Werkstatt wurde gezielt mit drei Grautönen zoniert, um Wege, Arbeits- und Funktionsbereiche visuell voneinander zu trennen. Dadurch entsteht eine klare, intuitive Struktur ohne den Einsatz zusätzlicher Barrieren. Die zweite Ebene mit den umlaufenden Emporen erhielt einen klassischen Industriebodenbelag. Hier sorgt der Noppenboden in frischem Grün für mehr Aufenthaltsqualität und unterstreicht die moderne, aber dennoch robuste Gestaltung des Raums.
MINIMALISMUS MIT WÄRME
Die Möblierung und maßgeschneiderten Schreinerlösungen wurden bewusst minimalistisch gehalten, um die industrielle Klarheit des Gebäudes zu betonen. Gleichzeitig bringen gezielt eingesetzte Holzelemente aus Birke eine warme, einladende Atmosphäre in die Räume. Ergänzt wird dieses Konzept durch gezielte Farbakzente in Rot und Grün, die sich in unterschiedlichen Materialien wiederfinden und das Farbkonzept konsequent fortführen.
Das Ergebnis ist ein funktionales, modernes Ausbildungszentrum mit einer klaren gestalterischen Handschrift – ein Ort, der nicht nur strukturiert und effizient ist, sondern auch inspirierend und einladend wirkt. Er greift sowohl die Werte und Traditionen des Unternehmens auf als auch die Anforderungen einer jungen Generation an ein zeitgemäßes Lernumfeld.
ARCHITEKTUR GIBT DEN RAHMEN VOR – DOCH ERST MATERIAL, FARBE UND RAUMGESTALTUNG VERLEIHEN IHR CHARAKTER, LEBENDIGKEIT UND SINN.
Olga Wagner, Freie Innenarchitektin
INTEGRIERTE GESTALTUNG – AUCH FÜR NEBENRÄUME
Nebenräume sind nicht nebensächlich – auch sie prägen das Nutzungserlebnis und verdienen bewusste, gestalterische Aufmerksamkeit. Sie sind Teil des Alltags der Menschen, die dort arbeiten, lernen, sich umziehen, durchatmen. Sie dürfen funktional sein – und sie gehören selbstverständlich zum Gesamtkonzept. Es braucht nicht mehr Raum oder Budget – nur die Entscheidung, alle Räume mit Respekt zu behandeln.
KUNSTVOLLE WANDGESTALTUNG ALS TEIL DES RAUMKONZEPTS
Auch bei diesem Projekt durften wir – wie schon so oft zuvor – grafische Interventionen als festen Bestandteil des Gestaltungskonzepts integrieren. Solche künstlerischen Wandgestaltungen sind für uns eine wunderbare Möglichkeit, Räumen eine individuelle Handschrift zu verleihen, eine besondere Atmosphäre zu schaffen und die Identität des Ortes zu unterstreichen.
In einem der Besprechungsräume wird die Geschichte der Papierherstellung auf besondere Weise in Szene gesetzt: Eine großformatige Schwarz-Weiß-Grafik schafft eine visuelle Brücke zwischen Tradition und Moderne. Diese künstlerische Interpretation erinnert an die lange Geschichte der Branche und integriert dieses Erbe subtil in die neue Lernumgebung.
Während die Grafik im Besprechungsraum auf Historie verweist, setzt die 26 Meter lange Wandillustration auf der Emporeebene ein Zeichen für Fortschritt und Innovation. Die Komposition entfaltet sich entlang der Wand, verzahnt sich mit der Architektur und bringt Dynamik in den Raum. Mechanische und elektrotechnische Komponenten verschmelzen mit expressiven Farbexplosionen, die Energie und Leidenschaft vermitteln. Technik und Mensch, Präzision und Vision – all das spiegelt sich in dieser Arbeit wider und verleiht dem Raum eine ganz eigene Atmosphäre.
Fakten
Koehler Group Campus
Standort: Willstätt
Projektart: Umbau/ Erweiterung
Projektgröße: 3.300 qm
Auftraggeber:
Projektleitung & Planung
IFP2 Hangs GmbH
Ingenieurbüro für Planung und Projektmanagement
Architekurfotografie:
Gerardo Gazmuri
GAZMURIFOTO
























